"Das Kleid der Lüge" sagt Manfred Grössner und zeigt seinem sechsjährigen Sohn ein langes, weißes Brautkleid. Und die intrigante Großmutter erläutert: dieses Kleid hat die Mama getragen, als sie dem Papa vor dem lieben Gott versprochen habe, immer bei ihm zu bleiben. Die attraktive, studierte Städterin hatte von Anfang an einen schweren Stand in der kleinen, vermieften Gemeinde Alldorf. Jetzt versuchen Manfred und seine Mutter alle glauben zu machen, sie hätte wegen eines anderen Mannes Familie und den kleinen Reiterhof verlassen. Deshalb gilt sie jetzt in dem Dorf als Hure, Schlampe und Zigeunerin. Sabines Erinnerungen sind schmerzhaft. Ein unberechenbarer Ehemann, unter dessen Gemeinheiten und Seitensprüngen, meist mit Minderjährigen, sie jahrelang litt und jetzt der nächtliche Rausschmiss, bei dem sie ihren Sohn zurücklassen musste.
Im Kampf um das Sorgerecht sind Manfred und seiner Mutter alle Mittel recht. Das Kind erleidet einen Nervenzusammenbruch. Es verlangt verzweifelt nach seiner Mutter. Doch die Chancen für beide stehen schlecht.