Friedrich Engels' nicht vollendetes Werk 'Dialektik der Natur' wurde posthum erstmals im Jahre 1925 in der jungen Sowjetunion in deutscher und russischer Sprache publiziert. Seitdem sind 90 Jahre und seit Engels' Tod 1895 120 Jahre verstrichen. Nicht nur diese Jahrestage sind Anlass, Engels neu zu entdecken.
Auch Missverständnisse, Fehl- und Überinterpretationen kennzeichnen bis heute die Rezeptionsgeschichte der 'Dialektik der Natur'. Und eine Auseinandersetzung mit Engels' Thesen ist schon deshalb wichtig, weil es um zentrale Fragen des dialektischen Verhältnisses von Theorie, Realität und Praxis, um die Bedeutung von Zirkulation und Produktion in der Werttheorie, um das Verhältnis von gesellschaftlichen Produktionsverhältnissen und Naturverhältnissen, von kapitalistischer Akkumulation und wirtschaftlichem Wachstum geht.
Engels ging es um das Begreifen eines 'dialektischen Gesamtzusammenhangs' von Natur und Gesellschaft, von Ökonomie und Politik. Dieser 'holistische' Ansatz ist heute in den Debatten um die Erde als 'ökologisches Weltsystem', als Anthropozän oder Kapitalozän aktueller denn je.
Die 'Klassiker' des Marxismus beschäftigten sich also schon vor mehr als einem Jahrhundert auch mit ökologischen Fragen. Die 'Dialektik der Natur' kann der Post-Wachstumsdebatte heute neue Impulse vermitteln. Daher werden in diesen Band einige zentrale Passagen von Engels' Werk aufgenommen.