Kinder kommen mit dem instinktiven Drang zur Welt, sich an die Menschen zu binden, die sie versorgen, im Normalfall die Eltern, und sich an ihnen zu orientieren. Sie übernehmen zunächst die Werte ihrer Eltern und entwickeln erst auf dem Boden dieser Geborgenheit die Reife zu echter, selbstbewusster Eigenständigkeit. So funktioniert seit Menschengedenken das Heranreifen von Menschen und die Übermittlung kultureller Errungenschaften von Generation zu Generation. Seit ein paar Jahrzehnten werden unsere Kinder jedoch von klein auf ständig in Situationen gebracht, wo ihre zentralen Bezugspersonen nicht verfügbar sind, und selbst zuhause ersetzen zunehmend Fernsehen, Computer, Handy und Dauerbesuche von Freunden die Zuwendung der gestressten Eltern.
Da die stellvertretenden erwachsenen Betreuungspersonen (Erzieher, Lehrkräfte) um die Dynamik dieses machtvollen Bindungsinstinktes meist nicht wissen und durch viel zu große Gruppen Gleichaltriger überfordert sind, geraten die Kinder in eine verstörende Bindungslücke. In ihrer Not wenden sie sich dann ihren Altersgenossen, die ebenso unreif und unerfahren sind wie sie, um nun von ihnen zu lernen.