Das Werk Franz Liszts erfuhr, ausgehend von den avantgardistischen Merkmalen des Spätstils, eine historische Umbewertung. Die Akzentuierung als eine Vaterfigur der musikalischen Moderne, die das Bild des romantischen Virtuosentyps revidiert bzw. ergänzt, greift zusehends auf Werke der früheren und mittleren Schaffensperiode über. Vor allem im Bereich unkonventioneller Formverläufe, die teilweise weit über die programmatische Freizügigkeit der Neudeutschen Schule hinausweist, wie ungewöhnlicher harmonischer Zusammenhänge, die schon früh hinter der virtuos-figurativen Außenhaut das distanzharmonische Prinzip erkennen lassen, treten dabei in den Vordergrund.
Die verschiedenen Beiträge in diesem Buch betonen so innerhalb der künstlerischen Persönlichkeit Liszts beide Aspekte als wesentliche, den der Virtuosität und den der Avanciertheit, um sie dem weit verbreiteten Vorurteil einer generellen Unvereinbarkeit zu entziehen.