Dora Staudinger war im Zürich der 1910er- und 1920er-Jahre eine bekannte Frau: Die Feministin und Sozialistin gestaltete die Politik der Allgemeinen Baugenossenschaft (ABZ), war im Lebensmittelverein und in der Schweizerischen Frauen- und Friedensbewegung aktiv. Sie war eine Pionierin in der Erwachsenenbildung, Teil des religiös-sozialen Settlements «Gartenhof» und Expertin für kommunale Wohnbaupolitik. Als Fürsorgerin stellte sie sich Kindswegnahmen und Zwangssterilisationen entgegen.
Die Biografie beleuchtet erstmals Arbeit und Wirken der bisher wenig beachteten Genossenschafterin und religiösen Sozialistin. Sie beschreibt die politischen und privaten Auseinandersetzungen rund um das öffentliche Engagement von Frauen und offenbart ein heute kaum mehr bekanntes weibliches politisches Selbstverständnis, in dem sich Religiosita?t und Mutterschaft nicht als Hemmschuh erweisen, sondern als Antrieb für linkes politisches Handeln.
Dora Staudinger engagierte sich im Zürich der 1910er- und 1920er-Jahre in vielfältiger Weise: Sie gestaltete durch hartnäckige Basisarbeit die Politik der Allgemeinen Baugenossenschaft und war im Lebensmittelverein sowie in der Schweizerischen Friedensbewegung aktiv. Nicht zuletzt setzte sie sich für sozialistische Bildungsarbeit, Wohnbaupolitik und soziale Arbeit ein. Die Biografie der bisher wenig beachteten Genossenschafterin und religiösen Sozialistin offenbart ein heute kaum mehr bekanntes weibliches politisches Selbstverständnis. Dabei erwiesen sich Religiosität und Mutterschaft nicht als Hemmschuh, sondern als Antrieb für ein linkes politisches Handeln. Diese differenzierte Studie zu Dora Staudingers Leben und Wirken ist ein aufschlussreicher Beitrag zur Geschichte weiblichen politischen Engagements nach 1900.