Unterhaltsame Satire auf die männerdominierte, dekadente Welt von Caracas
María Eugenia ist eine Frau zwischen zwei Welten: Nach einem freizügigen Leben in Paris sieht sie sich in Venezuela plötzlich mit einem rigiden Verhaltenskodex und einem geistlosen Bräutigam konfrontiert. Mit feinsinnigem Witz entwirft Teresa de la Parra ein Bild der gehobenen Gesellschaft von Caracas, in der für den leidenschaftlichen Freiheitsdrang einer jungen Frau kein Platz ist.
Als die achtzehnjährige María Eugenia nach mehreren Jahren in Europa in ihre Heimatstadt Caracas zurückkehrt, wird sie im Haus ihrer sittenstrengen Großmutter unversehens aller gewohnten Freiheiten beraubt. Mittellos, wie sie ist, heißt das oberste Gebot Tugendhaftigkeit, denn es gilt, einen Ehemann mit gutem Namen und Vermögen anzulocken. Ein Leben hinter geschlossenen Fensterläden ist indessen María Eugenias Sache nicht, und so setzt sie, um aus der traditionsverhafteten Enge auszubrechen, auf ihre in Europa erworbene Bildung, ihre äußeren Reize und die aus Paris mitgebrachten Kleider. Leidenschaftlich verliebt sie sich in den freidenkerischen Gabriel, der keineswegs dem entspricht, was ihre Familie sich unter einer «guten Partie» vorstellt. Der ältliche, konservative Doktor Leal, der um María Eugenias Hand anhält, erfüllt hingegen sehr wohl die Kriterien?
In amüsantem Plauderton nimmt Teresa de la Parra (1889-1936) Machismo und überholte Moralvorstellungen aufs Korn und erzählt die tragische Geschichte einer jungen Frau, über deren Leben der Familienrat entscheidet. Der erstmals ins Deutsche übersetzte Roman galt in Venezuela als skandalöser Angriff auf die patriarchalische Gesellschaft, ja als regelrechte Gefahr für junge Leserinnen, während er der Autorin in Spanien und Frankreich zu literarischem Ruhm verhalf.
«María Eugenia ist eine der großen Heldinnen der Weltliteratur. » Maike Albath