Römisches Recht im Mittelalter wird gemeinhin mit seiner "Wiederentdeckung" seit dem 12. Jahrhundert verbunden, vor allem mit der Bologneser Rechtsschule. Aber auch im frühen Mittelalter, im Reich der Karolinger, gab es eine lebendige römischrechtliche Tradition. Es bestimmte nicht nur den Rechtsalltag bestimmter Bevölkerungsgruppen, sondern bot auch einen großen Fundus an Normen, der von rechtskundigen Zeitgenossen rezipiert wurde. Da frühmittelalterliche römischrechtliche Texte letztmalig im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert intensiver erforscht wurden, mangelt es bis heute an grundlegenden Studien. Der vorliegende Band zur 'Epitome Aegidii', einer verkürzenden Bearbeitung der 'Lex Romana Visigothorum', arbeitet erstmals die Überlieferungsgeschichte dieses Textes auf und beleuchtet dessen Rezeption aus unterschiedlichen Perspektiven.