Fast kein Bau der griechisch-römischen Antike ist frei von Unfertigkeit, die in Art und Ausmaß jedoch höchst unterschiedlich ausfällt. Was aber wurde in der Antike als unfertig wahrgenommen? Welche Gründe hatte ungeplante Unfertigkeit? Was wurde toleriert oder entwickelte sich sogar mit der Zeit zur gewollten Kunstform?
Der Band bietet nach einer systematischen Einführung ins Thema sieben versierte Beiträge und ging hervor aus den Kurzvorträgen der betreffenden Sektion des 19. Internationalen Kongresses für Klassische Archäologie in Köln und Bonn von 2018.
Behandelt werden nach Phänomenen wie Buckelbossen und nicht kannelierten polygonalen Säulen einige Gebäude aus Kleinasien, insbesondere das in dieser Hinsicht höchst lehrreiche späthellenistische Mausoleum von Belevi und das spätrömische Stadion-Osttor in Milet, aber auch mehrere kaiserzeitliche Projekte in Ephesos sowie aus Nordafrika der riesige severische Baukomplex von Leptis Magna. Dabei werden nicht nur unterschiedliche Arten von Unfertigkeiten vorgeführt, sondern auch ihre Ursachen untersucht, wie etwa die antike Sicht auf Unvollendetem, finanzielles, organisatorisches und zeitliches Einsparpotential, Finanzierungsunsicherheiten und der Einfluss historischer Entwicklungen sowie Effizienzstrategien und Methoden, antiken Bauaufwand zu quantifizieren.