Im Anbeginn unserer seit 1991 währenden Zusammenarbeit erwähnte sie von ihren »Dichtervätern« namentlich François Villon, den Kärntner Wilhelm Rudnigger und Ringelnatz. Mit Letzterem dichtete Claudia Cornelia Parise später im Duett, will heißen, in ihrem Lyrikzyklus »Ringelnatz und Schlingelfratz« (2019) versah sie als Schlingelfratz eine Reihe von Ringelnatz-Gedichten mit jeweils einem Pendant aus ihrer Feder. In gleicher Manier jetzt also eine Vielzahl von Morgenstern-Gedichten, denen jeweils ein Abendstern-Gedicht unserer Autorin sich hinzugesellt. Nun wissen wir seit dem griechischen Mathematiker und Philosoph Pythagoras von Samos (570 bis 500 v. Chr.) um die wahre Natur der beiden strahlenden Himmelskörper Morgenstern und Abendstern: Sie sind identisch. Es ist die Venus, die dieses Wechselspiel veranstaltet, indem sie manchmal nach der Sonne untergeht (Abendstern) und manchmal vor der Sonne aufgeht (Morgenstern). Aus zwei wird eins - so auch in diesem empfehlenswerten neuen Lyrikband, der voller Erfindungsreichtum den Dichter und die Dichterin auf liebenswerte Art in einem Werk vereint.
Manfred S. Fischer