Märzember - der Titel, den Felix Philipp Ingold seinem neuen Poesieband mitgibt, mag ein diskretes Programm sein: Gegensätzliches, Unvereinbares, naturgemäß Getrenntes wird zusammengeschnitten - Frühling, Herbst, Winter als hybride, ganzheitliche, nicht mehr getaktete Jahreszeit. So wie hier Grenzen verschwimmen in der Epoche des Klimawandels, so schwinden allgemein die Konturen. Gleichmacherei und Profillosigkeit greifen um sich, prägen auch die Geisteswelt. Fakes und Realität vermengen sich bis zur Ununterscheidbarkeit, Robotik und andere Künstliche Intelligenzen bestimmen zunehmend unsern Alltag, und - so heißt es in einem von Ingolds Gedichten - »am Horizont | die Helle einer kommenden | Welt die wir wirklich schön hinter uns | haben. « Ähnlich paradox wirken viele der hier vereinigten Gedichte und Sprüche aus den Jahren 2022 bis 2015, eine Sammlung poetischer Statements, deren Sprachform frei fluktuiert zwischen Kolloquialität und hohem Ton, Wortwitz und Skepsis.
Die schönste Frucht - ein Apfel? | eine Aprikose! - erobert | von der immer gleichen Wespe. | So viele Attacken! Als | wären sie eigens getaktet für | den schnellen Sieg. Und | aber wieder nur Fäulnis. Dazu | ein minimales Plus an ... | ... an Süße.
Ingolds Gedichte erscheinen hier im Zusammenklang mit Musik: die Vertonung eines Textes durch den Komponisten Walter Zimmermann wird mit dieser Edition zugänglich gemacht - als Notenblatt wie auch zum Nachhören.