La Marca ist auf einem Workshop in Erice, der uralten Elymerstadt mit Blick auf die Ägadischen Inseln. Der heißeste Schirokko aller Zeiten ist am Werk. Die zufällige Begegnung mit dem einstigen Studienkollegen Rizzitano, der ihn immer schon Marlowe nannte, treibt die Erinnerung an eine heikle Geschichte aus fernen Zeiten mit Wucht ins erhitzte Gemüt.
Damals war La Marca wegen seiner Examensarbeit über Thunfische auf dem Fischkutter »Santa Ninfa« unterwegs. Eines Tages landet er auf der »Isola della Spada dei Turchi«, wo die »Sonderlinge« leben: ein heterogenes Grüppchen von Gestrandeten aus der ganzen Welt, die ihre Vergangenheitsbündel abwerfen wollen. Da ist etwa der Generalissimo, noch immer stolz auf seine Reliquien aus dem spanischen Bürgerkrieg, wo er auf der Seite der Falangisten kämpfte, obwohl er
dann im Pensionsstand sein Fähnchen in marxistischen Wind hängte; oder Ermanno Lombardi, von Damiano, dem Maler ohne Pinsel, stets mit Fritz und Jawohl, mein Führer tituliert. Ihr Gravitationszentrum ist die Locanda »Edelweiß«, betrieben
von Milocco, einem Mann aus dem Friaul, und Marianna, der »schönsten Frau auf Erden«. Lustvoll taucht der Autor ein in die Jahre seiner und seines Protagonisten Reifung. Mit detektivischem Auge erzählt, baut sich von Anfang an eine wabernde, flirrende Atmosphäre auf. Irgendwann taucht Rizzitano auf der Insel auf, und La Marca fühlt sich gestört in
seinen Beobachtungen, wie ertappt in einer diffusen Erwartungshaltung, besonders hinsichtlich der schönen Marianna, als Angelini, ein großkotziger Halbweltmensch, auf der Insel ankert, die er mit einem Handschlag aufkaufen will; er ist in Begleitung der passenden »Puppe«, auch sie ausgiebig von La Marca beäugt. Die Zivilisationsdecke wird brüchig, viel
Testosteron liegt in der Luft. Dennoch wird den Wettervorhersagen zum Trotz eine Bootstour mit Tauchgang für den nächsten Morgen vereinbart. Den Naturgewalten ausgesetzt kommt es zum Countdown. Die Spannung für die Lesenden wird unerträglich, und das völlig unerwartete Finale versetzt alle in eine Erschütterung, die sie fürs Leben zeichnet.