Die Publikation begleitet eine Ausstellung im Heidelberger Museum Sammlung Prinzhorn. Sie präsentiert die Ergebnisse der Forschungsgruppe normal#verrückt, die von 2021 bis 2024 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wurde. Die Ausstellung geht von neun rätselhaften Objekten oder Dokumenten aus. In der Publikation stellen die beteiligten Wissenschaftler*innen diese Objekte und Dokumente genauer vor und erläutern, was sie mit der Abgrenzung von »normal« und »verrückt« zu tun haben - und mit Veränderungen in der Perspektive darauf nach 1945.
Im Mittelpunkt der Arbeit der Forschungsgruppe stand die Erkenntnis, dass die Grenze zwischen »normal« und »verrückt« in der Psychiatrie seit dem Zweiten Weltkrieg immer unschärfer wird. Zum einen wurde das »Verrückte« durch die Öffnung psychiatrischer Kliniken und die Integration ehemaliger Patient*innen in die Gesellschaft alltäglicher. Zum anderen werden Verhaltensweisen wie Rausch, Stress oder Konzentrationsprobleme zunehmend als Krankheiten betrachtet und psychiatrisch behandelt. Dadurch verlieren frühere Erklärungen an Bedeutung, die stark auf der Unterscheidung zwischen »normal« und »verrückt« beruhten.
Statt den Wandel der Definitionen von Verrücktheit nachzuzeichnen, untersuchte die Forschungsgruppe vor allem, wie die Grenze zwischen »normal« und »verrückt« im Umgang mit psychisch auffälligen Menschen zunehmend verschwimmt. An dem Projekt waren Historiker:innen der Medizin, Kunsthistoriker:innen und Literaturwissenschaftler:innen aus Deutschland und Luxemburg beteiligt.