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Ich bin Psychoanalytiker, Körperpsychotherapeut, Paar-, Familien- und Gruppentherapeut mit einer 55-jährigen praktischen Tätigkeit. Und seit über drei Jahrzehnten spezialisiert auf die Heilung frühester Traumatisierungen aus Schwangerschaft, Geburt und der frühen Kindheit.
Seit meiner Studienzeit in Zoologie beschäftigt mich die frühe Mutter-Kind-Beziehung. Dabei konnte ich feststellen, dass ein Baby sich ursprünglich tags und nachts auf dem Körper der Mutter befindet - bei den Primaten wie allen ursprünglichen Kulturen: ein Kinderweinen wird als Ausdruck einer Todesangst verstanden. Alle Hochkulturen jedoch trennen eine Mutter und ihr Kleinkind - als notwendige emotionale Anpassung an das entfremdete Leben in den Städten. Verbunden ist diese Trennung allerdings mit vielen heftigen Gefühlen von Angst und Trauer - und dies im empfindlichsten ersten Lebensabschnitt. Und je «höher» eine Kultur desto schärfer die Trennung.
Im Industriekapitalismus wurde diese Trennung auf eine einsame Spitze getrieben indem für ein Baby ein eigenes Zimmer «erfunden» wurde («Es braucht seine Ruhe») und entsprechend durfte die Mutter nur noch alle vier Stunden zu ihrem Kleinkind, um es zu beruhigen: ein absoluter Irrsinn am Lebensanfang! So leben wir seit 200 Jahren in einer psychotischen Gesellschaft. Und erst die Hippies («Make love not war») haben nach einem Ausweg gesucht, indem die Mütter ihre Babys wieder tags und nachts auf ihrem Körper getragen haben - eingewickelt in lange Tücher. Die Hippies waren der Ursprung einer Trendwende in der neuen Kleinkinderbehandlung, indem Eltern heute wieder auf das Weinen ihres Kleinkindes hören und sie entsprechend beruhigen - eine unendliche Heilungschance in unserer absolut kranken Gesellschaft. Zusammengefasst in meinem Buch «Verlassenheit und Angst - Nähe und Geborgenheit» und der Kurzfassung im Vortrag «Der ganz normale Irrsinn» auf meiner Website.
Die pränatale Psychologie und Psychotherapie hat vor rund 100 Jahren entdeckt, dass das Seelenleben nicht erst nach der Geburt, sondern schon in der ganzen Schwangerschaft vorhanden ist - bis zurück zum Lebensanfang: eine Seele kommt mit einem hohen Bewusstsein aus der geistigen Welt in die Verrücktheit unserer heutigen Zeit. Dieser Übergang ist häufig die grösste Verletzung in einem Menschenleben. Und die pränatalen Therapeuten machen die Erfahrung, dass diese heftigen Gefühle ein Leben lang immer wieder geweckt werden können, am stärksten in einer Liebesbeziehung. |