Wenn wir lesen, dass in Afghanistan deutsche Soldaten sterben, sind wir betroffen. Das Schicksal gleichzeitig getöteter ziviler Dorfbewohner bekümmert uns deutlich weniger. Der Krieg, so erklärt Judith Butler diese unterschiedliche Wahrnehmung, dient uns als Deutungsrahmen, nach dem einige Leben mehr wert sind als andere. Zugleich ist der Krieg nur möglich, weil weitere Rahmen oder Raster ("frames") den bewaffneten Konflikt als notwendig erscheinen lassen. Anhand der Themen Folter, Fotografie, Einwanderungs- und Sexualpolitik, Rassismus und moderne Kriegsführung macht Butler deutlich, welche Rahmen unsere Wahrnehmung auf welche Weise beeinflussen. Insbesondere sucht sie all diejenigen einzubeziehen, deren Leben im derzeit vorherrschenden westlichen Rahmen gar nicht oder nur als zu vernachlässigendes Leben vorkommt und deren Tod in diesem Rahmen kaum betrauert werden kann. Sie betont, dass alles Leben "prekär" ist, angewiesen auf Unterstützung und Hilfe - das Leugnen dieses ungeschützten, gefährdeten Lebens ist der erste Schritt auf dem Weg in den Krieg.
Krieg als Denkverweigerung
"Butler fragt nach den machtförmigen und gewaltsamen Bedingungen unserer Kultur. Es gehört zu den großen, dabei stets unschuldheischenden Illusionen unserer Gegenwart, die unserer Kultur vorausgehende, sie durchziehende und von ihr ausgehende Gewalt als bedauerlichen Betriebsunfall zu verharmlosen." Christian Schlüter (Frankfurter Rundschau, 20.04.2010)
Raster des Krieges
"Bei Judith Butler wird der Humanismus erst zerstört, dann neu erfunden. Doch man gewinnt eben auch den Eindruck, dass das Resultat ein besonders sensibler, besonders menschlicher Humanismus ist." Hilal Sezgin (Deutschlandradio Kultur, 13.05.2010)
Gedichte aus Guantánamo
"Judith Butler hat das große Talent, theoretische und praktische Fragen so zu verknüpfen, dass manches, was normal, natürlich und selbstverständlich erscheint, in Bewegung gerät." (Berliner Zeitung, 20.05.2010)
Im toten Winkel
"Vor dem Hintergrund der jüngsten Kriege, in die Amerika bis heute verwickelt ist, hält Butler ein eindringliches Plädoyer, die Bedingungen für Mitleid, die wir Kriegsopfern entgegenbringen, zu überprüfen." (Die Zeit, 27.05.2010)
Der realexistierende Humanismus
"Judith Butler untersucht in ihrem jüngsten Buch, wie durch Mitleid unsere Zustimmung für Kriege erkauft wird. (WDR 3, Gutenbergs Welt, 25.07.2010)