Sozialpädagogik und Sozialarbeit befinden sich derzeit am Scheideweg. Angesichts eines neokapi-talistisch angetriebenen Strukturwandels und der Krise des Sozialstaates laufen sie Gefahr, ihre ge-sellschaftliche Rückendeckung einzubüßen. Während die sozialpädagogischen Aufgaben in Zukunft zunehmen werden, droht die Profession wieder an den gesellschaftlichen Rand gedrängt zu werden und ihre Gestaltungsmöglichkeiten einzubüßen.
In einem ersten Zugang wird vor diesem Hintergrund die Entstehung des sozialpädagogischen Den-kens in historischen Positionen rekonstruiert. Das Buch bietet daran anschließend Wege für eine Neubestimmung an. Dabei werden nicht nur die gegenwärtigen sozialpädagogischen Herausforde-rungen und Problemstellungen in den Bereichen der öffentlichen Erziehung, Familie, Jugend, Bil-dung, Arbeit, Gesundheit und Migration thematisiert. Es wird auch gezeigt, wie die engeren und weiteren sozialpädagogischen Diskurse des 19. und 20. Jahrhunderts in diesem Zusammenhang ge-wertet und als Fundus eines zeitgemäßen sozialpädagogischen Denkens genutzt werden können. Die Zukunftsperspektiven der Sozialpädagogik werden schließlich ¿ in kritischer Auseinanderset-zung mit wohlfahrtstechnologischen Entwicklungen ¿ im Fokus sozialer Gerechtigkeit thematisiert.
Inhalt
1. Sozialpädagogik als historisch gewordene Disziplin und die Frage nach den Möglichkeitsbedingungen Sozialer Arbeit
1.1 Die aufklärerisch-humanistische Formation
1.2 Die sozialpolitische Formation: Entfremdung und Bildung
1.3 Die wohlfahrtliche Formation: Subsidiarität als sozialpädagogische Ermöglichungsstruktur
1.4 Die geschlechterpolitische Formation: Die soziale Berufsarbeit der Frau und der männliche Sozialbeamte
1.5 Die Formation der ¿sozialpädagogischen Bewegung¿: Auf dem Weg zur disziplinären Eigenständigkeit
1.6 Die Jugendformation:
Zur sozialpädagogischen Verlegenheit der industriekapitalistischen Moderne
1.7 Die kritisch-psychoanalytische und individualpsychologische Formation
1.8 Exkurs: Sozialpädagogik im Exil
1.9 Die sozialintegrativ-fürsorgerische Formation: Soziale Hilfe als gesellschaftliche Integrationshilfe
2. Institutionalisierung und Entgrenzung ¿ Kristallisationspunkte sozialpädagogischen Denkens und Zuständigkeiten Sozialer Arbeit im Wandel
2.1 Die Formierung der Sozialpädagogik im Sozialstaat
2.2 Hilfen zur Bewältigung im Lebenslauf ¿ Erziehung und Beratung
2.3 Zur Entgrenzung der Lebensalter und die Konsequenzen für die Sozialpädagogik ¿ Kindheit, Jugend und Alter
2.4 Die Entgrenzung der Familie als sozialpädagogisches Zugangsproblem
2.5 Sozialpädagogik im Fokus Geschlecht ¿ Alte Konflikte und neue Verdeckungen
2.6 Die Entgrenzung der Arbeit als sozialpädagogische Herausforderung
2.7 Bildung zwischen Entgrenzung und sozialer Entleerung
2.8 Die ¿relative¿ Armut als Bezugspunkt und Barriere sozialpädagogischer Zuständigkeit
2.9 Sozialpädagogische Gesundheitsförderung und die Ökonomisierung der Gesundheit
2.10 Migration jenseits des Sozialstaats?
2.11 Die sozialräumliche Perspektive in der Sozialpädagogik
3. Die Zukunft der Sozialpädagogik im Legitimationsrahmen sozialer Gerechtigkeit
3.1 Shareholder-Kapitalismus und neue Sozialtechnologien
3.2 Zwischen sozial nachhaltigem Wirtschaften und Gemeinwesenökonomie
3.3 Soziale Gerechtigkeit als Zugangsgerechtigkeit
3.4 Lebensweltorientierte Bewältigungshilfen und Politik der Bewältigung
3.5 Sozialpädagogik in europäischer und transnationaler Perspektive
Literatur